Synagoge in Meschede
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In der Kampstraße steht ein eingeschossiges renoviertes Backsteinhaus. In den Fenstern ist ein fünfeckiger Stern angebracht.

Geschichte

In der Mitte des 19. Jahrhunderts hielten die jüdischen Mitbürger ihre Gottesdienste in der Mittelstraße, der heutigen Gutenbergstraße in einem privaten Haus ab. Nachdem ein eigenes Gebäude für die kleine Gemeinde erschwinglich wurde erfolgte 1878 die Grundsteinlegung der Synagoge in Meschede. Die jüdische Gemeinde, deren Mitglieder überwiegend nicht besonders wohlhabend waren, hatten ein Wiesengrundstück in der Kampstraße erworben. Nach kurzer Bauzeit wurde die Synagoge bereits im August 1879 fertig gestellt. Es handelte sich um einen zweigeschossigen Backsteinbau mit rundbogigen Fenstern, die im oberen Teil einen fünfeckigen Stern trugen. Normalerweise erwarten wir im Zusammenhang mit jüdischer Tradition den sechseckigen Stern oder Davidstern. Der fünfeckige Stern ist im Judentum dagegen ungewöhnlich, aber als "Siegel Salomos" bekannt; er steht als Symbol für Weisheit. Wann und warum dieses Symbol in der Mescheder Synagoge gewählt wurde ist unbekannt.Ehemalige Synagoge, heute Bürgerzentrum in Meschede

Die Synagoge war nicht nur Ort des jüdischen Gottesdienstes, für den ein Gebetsraum über 2 Etagen eingerichtet worden war (die Frauen saßen auf der Empore), sondern hier wurde den jüdischen Kindern auch Religionsunterricht erteilt.
Die Synagoge war seit 1933 einer der wenigen Orte, an denen sich die hiergebliebenen, jedoch ausgegrenzten und der Diffamierung ausgesetzten Juden noch treffen konnten. Am 10. November 1938 fiel jedoch auch die Mescheder Synagoge den Progromen der SA zum Opfer. Zerstörungswütige SA-Männer zerschlugen sowohl die Inneneinrichtung wie die religiösen Gegenstände der Synagoge. Ein neuer Trupp von SA-Angehörigen kam im Verlaufe des Tages zurück in die Kampstraße und zertrümmerte die steinernen Tafeln mit den Zehn Geboten, die einen symbolischen Schmuck des Daches darstellten. Vermutlich wurde nur wegen der engen Bebauung in der Kampstraße kein Feuer gelegt. Nachdem die jüdischen Bürger schon in den Jahren vorher antisemitische Schmähungen über sich ergehen lassen mussten verkaufte der Synagogenvorstand das Gebäude nur wenige Tage nach dem Pogrom noch im November 1938 an die Stadt Meschede. Der Preis betrug ganze 1000 Reichsmark.
Das entehrte Gotteshaus diente im Zweiten Weltkrieg als Unterkunft für kriegsgefangene Franzosen.
Das Obergeschoß wurde bei den Luftangriffen auf Meschede 1945 zerstört. Nach dem Kriege diente das Erdgeschoß als Schreinerei, bis die Stadt Meschede das Gebäude 1991 von der Familie zurückkaufte. Am 27. Juni 1996 hat der Rat der Stadt beschlossen, den Gebäuderest unter Denkmalschutz zu stellen. Im Februar 1996 gründete sich der Verein "Bürgerzentrum Alte Synagoge e.V.", der sich zum Ziel gesetzt hat, den Gebäuderest vor dem Verfall zu retten und als religiöses und geschichtliches Zeugnis zu erhalten. Der Verein plante keine Wiederherstellung der Synagoge als Gebetsraum in der früheren Form, sondern es entstand ein Gebäude, das als Bürgerzentrum allen Bürgern der Stadt für kulturelle Zwecke und sonstige Zwecke des Gemeinschaftslebens zur Verfügung steht.

Literatur

Kaiser-Löffler, Hanneli et al. (Hrsg.) (1997): Jüdische Familien in Meschede. Becker, Arnsberg
Oertel, Wilfried (1999): Die Alte Synagoge Meschede. In: Der Landrat des Hochsauerlandkreises: Jahrbuch Hochsauerlandkreis 1999


Stephan Teutenberg